Es wurde noch einmal fleißig diskutiert am Mittwoch, dem 21. Mai, zum Rahmenplan für das Stadionumfeld, der nach fünf langen Jahren endlich zur Abstimmung kam. Und damit ist der Startpunkt gesetzt für den Bau einer neuen Ballsporthalle, die Erweiterung der Arena und den Bau einer Parkpalette daneben. Auch das Sportmuseum soll endlich Gestalt annehmen. Auch wenn – das kritisierten mehrere Rednerinnen und Redner – viele Probleme eben doch noch nicht bis zu Ende geklärt sind. Spätestens mit den einzelnen Baubeschlüssen wird es weitere Diskussionen geben.
Tatsächlich reicht die Debatte um das Sportforum zurück bis ins Jahr 2011, als längst schon klar war, dass es rund ums Stadion ein wirklich tragfähiges Verkehrskonzept geben muss – mit einer Lösung für die Parkplatzprobleme, die es bei Großveranstaltungen immer gibt. Und besseren Rahmenbedingungen für ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger.
Denn das Sportforum im Herzen der Stadt ist ein echter Vorzug für Leipzig, wie OBM Burkhard Jung betonte. Nur wenige andere Großstädte haben ihr Stadion mitten in der Stadt. Aber gleichzeitig schafft das verkehrliche Herausforderungen, die es „draußen auf der grünen Wiese“ nicht gibt.
Aber: Das eigentlich schon 2011 gewollte Verkehrskonzept gibt es noch immer nicht. Die Grünen-Fraktion thematisierte das in einem Änderungsantrag extra noch einmal. Die Stadt hat es als Aufgabe mit in ihren Rahmenplan geschrieben. Die Zeit drängt. Denn wenn noch eine neue Ballsporthalle (5.000 Plätze) neben der Arena steht und die Arena mehr Publikum fassen kann (12.000 Plätze), wird es noch mehr Kollisionen beim Publikumsverkehr geben.
Deshalb läuft die Uhr auch für die Parkpalette, für die es zumindest eine Förderzusage vom Freistaat gibt. Erst die Parkpalette wird die Erbbaulast für die von RB Leipzig benötigten Stellplätze auf dem Kleinmessegelände ablösen.
Dazu gab es an diesem Tag eine eigene Abstimmung.
Entsiegelung und Elsterbecken
Aber trotz vieler intensiver Diskussionen in den Ausschusssitzungen waren auch weitere Probleme noch nicht geklärt – so die Entsiegelung und Begrünung im Gelände. Auch das thematisierten die Grünen in ihrem Antrag. Oder die Frage, ob die Öffnung der Alten Elster weiterhin als Möglichkeit mit durch die Pläne geschleppt wird, obwohl diese Neuprojektierung nicht gebraucht wird und letztlich unbezahlbar ist, wie auch CDU-Stadträtin Dr. Sabine Heymann anmerkte.
Aber schon in seine Einführungsrede ging Baubürgermeister Thomas Dienberg darauf ein, dass die meisten Änderungsanträge, die von den Fraktionen gestellt worden waren, in die letzte Neufassung der Verwaltung übernommen wurden. Darunter auch die Forderung der Grünen, die Revitalisierung des Elsterbeckens endlich ernsthaft in Angriff zu nehmen. Wie schwer sich einzelne Ämter in der Stadtverwaltung damit tun, zeigte ja die Antwort auf eine Anfrage von Sabine Heymann.
Aber tatsächlich geht es dabei um eine Abstimmung mit der Landestalsperrenverwaltung, die für die Gewässer 1. Ordnung – und damit das Elsterbecken – Verantwortung trägt. Und passieren muss hier etwas. Denn den Prüfauftrag hat der Stadtrat schon vor drei Jahren erteilt. Der Biotopverbund zwischen nördlichem und südlichem Auwald müsse an dieser Stelle dringend gestärkt werden, betonte Grünen-Stadträtin Kristina Weyh.
Das Anliegen hatte die Stadt in die Neufassung des Rahmenplans mit übernommen und versprach, „zusammen mit der Landestalsperrenverwaltung eine Zielstellung für das Elsterbecken zu erarbeiten, das die Belange des Hochwasserschutzes, Naturschutzes, Auen-Verbundes ebenso berücksichtigt wie die Fragen der Gewässergestaltung, des Landschaftsbilds, der Erholungs- und Sportfunktion des Elsterbeckens.“
Während OBM Burkhard Jung daran erinnerte, dass das Sportforum auch Leipzigs Faustpfand zur Beteiligung an der Olympiabewerbung Berlins für 2036 ist. Leipzig ist bei dieser Bewerbung das Plus in der Formel Berlin plus. Gleichzeitig betonte er die wichtige Rolle von RB Leipzig für die Sportstadt Leipzig.
Wenn es aber künftig mehr Besucherströme gibt, braucht es auch noch den notwendigen zusätzlichen Zugang vom Cottaweg. Weshalb eine Fußgänger-/Radfahrerbrücke übers Elsterbecken zum Stadion Teil des Rahmenplans ist. Kalkuliert mit rund 45 Millionen Euro allein schon aufgrund der großen Spannbreite. Und das wäre eine seriöse Kalkulation, so Thomas Dienberg.
Wohin mit der Grundschule?
Auch das Anliegen der Linksfraktion, die geplante Grundschule nicht unbedingt auf der Nordanlage des Sportforums zu bauen, das auch SPD-Stadträtin Christina März ansprach, übernahm die Stadt. Augenscheinlich ein seit Jahren heiß debattiertes Thema in den Ausschüssen.
Stattdessen sagt die Stadt nun zu, „zu prüfen, ob, wann und unter welchen Voraussetzungen die befristet genehmigte Container-Grundschule auf dem Stadionvorplatz (Schule 5) dauerhaft in die Liegenschaft der ehemaligen 43. Oberschule (Max-Planck-Straße) umgelenkt werden kann. Darüber hinaus wird geprüft, ob und welche Standorte im Gebiet Waldstraßenviertel für die Errichtung einer Grundschule geeignet sind. Die Prüfergebnisse werden dem Stadtrat bis Ende 2025 vorgelegt.“
Und währten die AfD-Fraktion den gesamten Rahmenplan wieder kippen wollte, weil erst alle Voruntersuchungen gemacht werden sollten, sagt die Vorlage jetzt die baldige Lieferung der nötigen Machbarkeitsstudien zu. So will sie „für die Flächen der Arena I und Arena II in Machbarkeitsstudien den Neubau einer Ballsporthalle mit ca. 5.000 Plätzen, die Erweiterung der Quarterback Immobilien Arena auf ca. 12.000 Plätze sowie die Errichtung eines Sportmuseums“ untersuchen.
Und parallel zu den Machbarkeitsstudien soll nun endlich auch „ein gesamtheitliches Verkehrskonzept nach Maßgabe des Vorrangs der An- und Abfahrtverkehre des Umweltverbunds sowie Variantenbetrachtungen“ erarbeitet werden, „das auch eine gleichzeitige Maximalbelegung aller Veranstaltungsstätten für das Stadionumfeld einschließlich Cottaweg prüft“. Da gehört dann die Brücke übers Elsterbecken mit hinein, für die auch der CDU-Änderungsantrag deutlich plädierte.
Nicht nur Franziska Riekewald für die Linksfraktion machte deutlich, wie unzufrieden man mit der Vorlage der Stadt war nach mittlerweile dutzenden Ausschusssitzungen, in denen die Fraktionen ihre Erwartungen deutlich geäußert hatten. Da die Anliegen von Grünen, CDU und SPD von der Stadt in ihre neu formulierte Beschlussvorlage übernommen wurden, blieben nur noch die Änderungsanträge der AfD-Fraktion und der Freien Fraktion abzustimmen.
Doch das Vertagungsanliegen der AfD-Fraktion wurde deutlich mit 13:45 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt. Aus dem Antrag der Freien Fraktion, für den Thomas Kumbernuß geworben hatte, fiel die Festschreibung von defensiver Architektur bei den kommenden Bauprojekten mit einem Abstimmergebnis von 25:28 Stimmen bei neun Enthaltungen durch.
Dafür schaffte das Anliegen, im Sportforum-Gelände eine „Wall of Fame“ für die Graffiti-Enthusiasten zu schaffen, mit 31:28 Stimmen eine kleine, aber wichtige Mehrheit.
Die Gesamtvorlage zum Rahmenplan, über den nun faktisch seit 14 Jahren gegrübelt und diskutiert wurde, bekam dann mit 48:12 Stimmen die nötige Mehrheit. Jetzt werden nicht nur die Ratsfraktionen auf das Jahr 2026 gespannt sein, wenn es endlich die versprochenen Machbarkeitsstudien geben soll.
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