Schon 2024 hatte der Energiekonzern EnBW angekündigt, dass er sich bis 2028 von seiner Braunkohlesparte trennen und damit für das Unternehmen den Kohleausstieg vollziehen würde. Was auch für den Block S im Kraftwerk Lippendorf bedeutete: Er würde künftig nicht mehr für EnBW qualmen. Aber würde der Konzern ihn einfach vom Netz nehmen? EnBW wählte einen anderen Weg: Man verkauft den Block zum Jahresende an die EP Energy Transition.

Die EP Energy Transition ist Teil des tschechischen Konzerns EP Group, zu dem auch die LEAG gehört, der wiederum der andere Block im Kraftwerk Lippendorf, der Block R schon gehört. Ebenso wie die MIBRAG, die im Leipziger Südraum die für das Kraftwerk benötigte Kohle abbaut.

„Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) und EP Energy Transition (Teil der EP Group) haben sich erfolgreich über den Verkauf der Geschäftsanteile am Braunkohlekraftwerk Lippendorf geeinigt“, meldete EnBW am 20. Mai.

„Mit der jetzt erfolgten Vertragsunterzeichnung übernimmt EP Energy Transition die EnBW-Anteile mit Ablauf des 31. Dezember 2025. Zu den Details haben beide Parteien Vertraulichkeit vereinbart. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Kartellbehörde sowie weiterer üblicher Vollzugsbedingungen.“

Für EnBW bedeutet der Schritt eine deutliche Reduzierung des im Konzern erzeugten Kohlestroms. Damit endet für EnBW das Engagement im Leipziger Kohlerevier.

„Das Gemeinschaftskraftwerk Lippendorf ist seit 1999 in Betrieb und verfügt über zwei Kraftwerksblöcke (R und S) mit einer elektrischen Nettoleistung von jeweils 875 Megawatt (MWel). Die Anlage erreicht einen Nutzungsgrad von rund 46 Prozent und zählt damit zu den effizientesten Braunkohleanlagen in Europa“, geht EnBW noch auf die Vorgeschichte des Verkaufs ein.

„Block R gehört der LEAG, die mit ihrem Personal vor Ort beide Kraftwerksblöcke betreibt, Block S befindet sich im Besitz der EnBW. An den Betriebsanlagen halten beide Unternehmen je 50 Prozent. Mit dem Verkauf ihres einzigen Braunkohleblocks wird die EnBW mit Ablauf des 31. Dezember 2025 braunkohlefrei. Die kohlebasierte Stromerzeugungskapazität des Unternehmens sinkt dadurch auf 2.260 MWel. Ende 2025 wird die EnBW ihre Erzeugungskapazität im Bereich Kohle innerhalb von zwei Jahren um rund 40 Prozent reduziert haben.“

Finale für die Fossilen

EnBW setzt lieber auf wasserstofffähige Gaskraftwerke.

„Mit dem Verkauf setzen wir die Dekarbonisierung unseres Erzeugungsportfolios konsequent fort und senken die CO₂-Emissionen zusätzlich um bis zu zweieinhalb Millionen Tonnen jährlich“, lässt sich EnBW-Vorstand Peter Heydecker zitieren. „Stand heute erhöht sich der Anteil erneuerbarer Energien an unserer Erzeugungskapazität dadurch auf rund 64 Prozent.“

Aber auch die LEAG arbeitet daran, ihre Erzeugerkapazitäten auf erneuerbare Energien umzusatteln. Für die Kohlekraftwerke in Sachsen stehen die Ausstiegsdaten ebenso fest – für die Kraftwerke in der Lausitz steht das Jahr 2038 als Endtermin. Die Meiler im Kraftwerk Lippendorf sollen spätestens 2035 vom Netz gehen. Ob sich die Kohleverstromung bis dahin überhaupt noch rechnet, steht in den Sternen.

Dass auch am Standort Lippendorf der Ausstieg aus der fossilen Energieerzeugung auf der Tagesordnung steht, betonte dann die EP Group in ihrer Meldung zum geplanten Kauf des zweiten Kraftwerkblocks: „Diese Übernahme ermöglicht die Entwicklung einer umfassenden Strategie für das Kraftwerk Lippendorf, die dessen Dekarbonisierung und Transformation im Einklang mit den ESG-Zielen von EPETr ermöglicht. EPETr ist eine Gruppe, die sich für die gezielte und effiziente Beschleunigung der Energiewende und der grünen Transformation einsetzt. Das Kraftwerk Lippendorf besteht aus zwei Blöcken (R und S) mit einer Nettoleistung von jeweils 875 MW.“

EPETr ist die Abkürzung für EP Energy Transition.

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Es gibt 4 Kommentare

Ich bin mir relativ sicher, dass Sachsen das Problem aussitzt. Man kann das heute schon beim Thema “Verockerung der Spree” erleben. Betroffen vom Problem ist vor allem Brandenburg als Unterlieger.
So wird das dann auch mit Elster, Pleiße und den Nebenflüssen laufen. Sachsen-Anhalt wird als Unterlieger erheblich mehr von den Auswirkungen der “Wiedervernässung” betroffen sein als Sachsen. Also wird Sachsen darauf spekulieren, dass der Bund irgendwann 30, 50 oder gar 100 Mrd. Euro für Rekultierung in die Hand nimmt.

Wie schon von User Rudi gesagt ist EnBW damit raus und EPETr kann das Kraftwerk als Sicherheit für die Rekultivierung der Tagebaue angeben. Der Kaufpreis wird wahrscheinlich gleich als Dividende an die Besitzer von EPH gehen. Damit auch ja nichts zu holen ist. Ich hoffe Sachsen hat schon mal etwas Geld dafür zurück gelegt.

Damit dürfte dann auch klar sein, dass der Steuerzahler den Rückbau und die Rekultivierung vollumfänglich zahlen wird.
Bisher durfte man sich Hoffnung machen, dass wenigstens EnBW sich an den Folgekosten beteiligen könnte. Die EPH wird den Kraftswerksblock für einen symbolischen Preis übernommen haben (Gewinne wirft er schon länger nicht mehr ab) und dazu noch die Rückstellungen für die Rekultivierungen. So war es auch bei MIBRAG und Leag.

Ich hatte ja die leise Hoffnung, dass diese Dreckschleuder mit dem Ausstieg aus der Fernwärme Leipzigs nicht mehr rentabel ist, und alsbald zu macht. Aber wenn hier jetzt noch Geld in Größenordnungen fließt – mutmaßlich – ist es wohl wirklich nur ein sehr leise Hoffnung. Schade.

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