Im Dezember machte ein „Focus“-Bericht den mittlerweile zweiten großen Munitionsskandal bei der sÃĪchsischen Polizei publik. Den ersten gab es 2021, als Beamte des LKA 7.000 Schuss Munition fÞr ein privates Schießtraining aus PolizeibestÃĪnden abzweigten. Das sollte so nicht noch einmal passieren, versprach die Regierung. Doch im September merkte man dann an der Polizeihochschule, dass hier ein noch viel grÃķßerer Posten an Munition nicht mehr auffindbar war. Von „mehreren Tonnen Munition“ spricht der innenpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Rico Gebhardt.

Der „Focus“-Bericht vom 17. Dezember 2024 sprach von 180.000 Schuss Munition. Wenn man die Patrone mit rund 10 Gramm Gewicht rechnet, kommt man auf stattliche 1,8 Tonnen, die da einfach verschwunden sind. Da braucht man schon einen Kleintransporter, um das wegzuschaffen.

Und dass zumindest ein Teil dieser Menge tatsÃĪchlich „verschwunden“ ist, das rÃĪumt Innenminister Armin Schuster (CDU) auf Anfrage von Rico Gebhardt, jetzt auch ein (Drucksache 8/1019). Er bestÃĪtigt damit den Pressebericht aus dem Dezember. Die Rede ist von einem „Fehlbestand“ im Umfang von 188.691 Patronen. Zugleich seien „eine grÃķßere Anzahl von Waffen“ und „einige SchlagstÃķcke“ nicht auffindbar.

Mit den Worten aus Schusters Antwort: „DarÞber hinaus wurde dem Staatsministerium des Innern (SMI) durch die Hochschule der SÃĪchsischen Polizei (FH)(PoIFH) am 6. September 2024 mitgeteilt, dass bei einer internen Inventur ein vermeintlicher Fehlbestand von Munition und Waffen zu verzeichnen ist. Das betraf laut Meldung einen grÃķßeren Inventurfehlbestand von 188.691 Patronen, eine grÃķßere Anzahl an Waffen und einige SchlagstÃķcke.“

„Dem Ministerium wurde das Abhandenkommen von Waffen und Munition bereits vor gut fÞnf Monaten bekannt. Wie es in der Antwort heißt, habe die Polizeihochschule Anfang September 2024 das Innenministerium Þber das Ergebnis einer ‚internen Inventur‘ informiert“, kommentiert Rico Gebhardt die Antwort aus dem Innenministerium.

„Eine daraufhin eingesetzte Arbeitsgruppe habe die ‚FehlbestÃĪnde‘ zwar zum Teil, aber ‚nicht vollstÃĪndig‘ aufklÃĪren kÃķnnen. Als mÃķglicher Grund werden ‚gravierende Fehler bzw. MÃĪngel in der NachweisfÞhrung‘ genannt. Als Ursache kÃĪmen auch Umstrukturierungen in Betracht, in deren Zuge die Polizeifachschulen aus dem Bereich der Bereitschaftspolizei herausgelÃķst und der Polizeihochschule angegliedert worden sind.“

Nur ein „Papierfehler“?

Noch kann der Innenminister kein belastbares Endergebnis der TiefenprÞfung vorlegen. Aber seine Antwort klingt so, als kÃķnne man den Verbleib des grÃķßten Teils der Munition nicht wirklich nachvollziehen.

„Es ist bisher also eher eine vage Hoffnung, dass der ‚Fehlbestand‘ bloß auf dem Papier existieren wÞrde – und da das erst nach mehreren Jahren auffiel, handelt es sich auf jeden Fall um mehr als eine kleine Panne“, stellt Rico Gebhardt fest.

„Ergebnisse einer anhaltenden TiefenprÞfung, die sich auf alle Dienststellen der Polizei Sachsen erstreckt, sollen bis zum 31. MÃĪrz abgeschlossen sein. Ich gehe davon aus, dass die Öffentlichkeit Þber die Resultate transparent informiert wird. Wenn der Verbleib der Waffen und der Munition nicht vollstÃĪndig geklÃĪrt werden kann, reden wir von einer sicherheitspolitischen Katastrophe.“

Denn dann ist die Munition ganz offensichtlich in dunklen KanÃĪlen verschwunden. ErmÃķglicht durch eine ganz offensichtlich schlampige Verwaltung der Munitions- und WaffenbestÃĪnde.

„Zu klÃĪren sein wird auch, warum der Polizeihochschule das Problem nicht schon frÞher auffiel. Denn es hatte bereits zuvor eine landesweite Waffenrevision gegeben“, betont Gebhardt. „Im April 2024 war in dem Zusammenhang bekannt geworden, dass bei der Polizei zwei ausgemusterte Pistolen, zwei alte Sportkarabiner und einige Patronen fehlen. Wie es jetzt heißt, sei eine der gesuchten Pistolen aufgetaucht. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen Unterschlagung – und konnte offenbar einen TatverdÃĪchtigen ermitteln.“

In Bezug auf die Polizeihochschule ermittelt derweil die Staatsanwaltschaft GÃķrlitz, ebenfalls wegen des Verdachts der Unterschlagung, so Gebhardt. „Wie eine weitere aktuelle Linke-Anfrage zeigt (Drucksache 8/938), verfÞgt die Polizeihochschule offiziell Þber 2.757 Kurz- und 591 Langwaffen. Rund 2.000 ihrer Bediensteten dÞrfen Waffen in der Öffentlichkeit fÞhren.“

Empfohlen auf LZ

So kÃķnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstÞtzen:

Ralf Julke Þber einen freien FÃķrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar