Schon direkt bei der Landung wusste Nils Dunkel, dass seine gerade absolvierte Barren-Darbietung vielleicht das ganz große Ding gewesen war. Der 28-jährige Hallenser reckte beide Arme in die Luft und sein Jubelschrei mischte sich mit dem der tausenden Turnfans auf den Tribünen der Messehalle 1 in Leipzig. Zum vierten Mal hieß es bei dieser Heim-Europameisterschaft: Gold für Deutschland!
Nachdem wir bereits einen Blick auf das Abschneiden der deutschen Turnerinnen geworfen hatten, nehmen wir nun ihre männlichen Kollegen in den Fokus. Mit dem Männer-Team hatte Nils Dunkel das Medaillentreppchen noch knapp verpasst. Gemeinsam mit Timo Eder (Ludwigsburg), Dario Sissakis, Milan Hosseini (beide Berlin) und Andreas Toba (Hannover) belegte er in diesem Wettbewerb den 4. Platz.
Und auch ein starker Auftritt im Mehrkampf führte den mitteldeutschen Turner via Pauschenpferd, Ringe, Sprung, Barren, Reck und Boden zumindest in die Nähe des Podiums. Platz 5 stand am Ende für ihn zu Buche. Der 19-jährige Ludwigsburger Timo Eder hatte mit Platz 13 Vorlieb nehmen müssen. Allerdings durfte dieser am Tag zuvor bereits goldene Glücksgefühle durchleben. Zusammen mit der Chemnitzerin Karina Schönmaier holte er den Titel im nagelneuen Mixed Team-Wettbewerb.
Und es sollte nicht die einzige Medaille des jungen Turners bleiben. Denn auch er rief am Barren eine ganz starke Leistung ab. Während also Nils Dunkel über Gold jubelte, hatte Timo Eder Bronze erkämpft. So konnten sich beide bei der Siegerehrung über die deutsche Nationalhymne freuen.
Die Stimmung des leidenschaftlichen Publikums in der Halle war nach diesem Coup natürlich auf Maximum gedreht. Und es sollte aus Gastgebersicht noch nicht das Ende der Feierlichkeiten gewesen sein. Denn ein ganz großer Moment stand im allerletzten Wettkampf dieser europäischen Titelkämpfe noch bevor: Die Abschiedsvorstellung von Turn-Legende Andreas Toba, der anschließend seine Karriere nach 21 Jahren im Nationaltrikot beendete.
Vier Olympische Spiele, sieben Weltmeisterschaften und nun die zehnte EM-Teilnahme, so der eindrucksvolle Leistungsnachweis des inzwischen 34-Jährigen. Eine Silbermedaille hatte er dabei bisher erkämpfen können. Das war bei der Europameisterschaft 2021 am Reck. Und nun in Leipzig war es ebenfalls das Reck, an dem er zum letzten Mal auf Medaillenjagd ging. Er haute nochmal alles raus, bot sich und den vielen Zuschauern eine fantastische Vorstellung. Und am Ende, als er gerade eben wieder auf beiden Füßen gelandet war, übermannten ihn die Emotionen.
Eine große Karriere war nun Geschichte, die zum krönenden Abschluss noch einmal mit dem Glanz einer Silbermedaille veredelt wurde. Ein besseres Drehbuch wäre kaum denkbar gewesen.
Mehr Infos zur Turn-EM: europeangymnastics.com
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