Es sind nicht nur die Stadtwerke Leipzig, die jetzt in die Wärmewende für Leipzig investieren müssen. Es sind auch viele Leipziger Hausbesitzer. Denn wo keine Fernwärmeanschlüsse möglich sind, müssen die Gebäude auf andere alternative Energiequellen umgerüstet werden. Und das ist in der Regel Erdwärme. Doch es sind allein in Leipzig tausende Gebäude, die mit Erdwärmepumpen ausgerüstet werden müssen.
Das ist mehr als nur eine Herausforderung für die Leipziger Handwerksbetriebe, die das in den nächsten Jahren bewältigen müssen. Dafür braucht es absehbar auch viel mehr qualifizierte Fachkräfte. Was die Linksfraktion zu einem Antrag im Stadtrat gemacht hat.
„Die Wärmewende ist eine der Herausforderungen unserer Zeit. Um künftig auf fossile Energieträger verzichten zu können, müssen wir den Ausbau erneuerbarer Energien konsequent vorantreiben. Dafür braucht es vor allem qualifiziertes Fachpersonal“, begründet die Linksfraktion einen Antrag, den sie jetzt in Stadtrat eingereicht hat, mit dem eine Ausbildungsoffensive für die Wärmewende ins Leben gerufen werden soll.
Dazu erklärt Susanne Scheidereiter, Sprecherin für Umwelt der Fraktion die Linke im Stadtrat zu Leipzig: „Der Fachkräftemangel im Bereich Heizungsbau und/oder Heizungsinstallation ist gravierend und stellt eine der größten Herausforderungen für das Gelingen der Wärmewende dar. Wir brauchen eine Ausbildungsoffensive für mehr geschultes Personal, damit uns die mit der Wärmewende verbundenen Aufgaben gelingen können.
Es ist wichtig, Kräfte zu bündeln: Zur Nachwuchsgewinnung sollen sich die kommunalen Stadtwerke mit den Vereinigungen des lokalen Handwerks zusammenschließen und eine gemeinsame, öffentlichkeitswirksame Strategie entwickeln, mit welcher Anreize für die dringend benötigen Fachausbildungen geschaffen werden.“
Bis zum 3. Quartal 2025 soll die Stadt ein Konzept für so eine Offensive vorlegen. Die Zeit läuft. Denn Öl und Erdgas, mit denen viele Hausbesitzer noch immer heizen, werden in den nächsten Jahren immer teurer. Der Umstieg auf Erdwärme ist also auch finanziell sinnvoll, zukunftsträchtiger sowieso.
Der Bedarf ist enorm
Anfang April veröffentlichte das Sächsische Wirtschaftsministerium im Rahmen der Sächsischen Energietage die Ergebnisse der neuen Kurzstudie „Das Handwerk als Schlüsselbranche zur Umsetzung der Energiewende“, in der die Ergebnisse einer Befragung von Handwerksbetrieben dargelegt werden, die sich in Sachsen um die Energiewende kümmern – also vor allem Betriebe der Solar-, Elektro- und Heizungstechnik.
Ein Ergebnis der Studie: „206 Unternehmen suchen insgesamt 686 neue Mitarbeiter oder Auszubildende. Knapp die Hälfte der Unternehmen rechnet mit einem zu geringen Fachkräfteangebot in den Bereichen Photovoltaik (Solarteure, Anlagentechniker), Elektrotechnik, Dämmung und Sanierung sowie Sanitär/Heizung/Klima (Installateure, Kälteanlagen- und Heizungsbauer).“
Aber eine weitere Aussage lässt vermuten, dass diese Zahlen viel zu gering angesetzt sind: „Bei Unternehmen mit zwei bis vier Beschäftigten erwarten 40 Prozent altersbedingte Abgänge von ein bis zwei Personen, was in dieser Beschäftigtenklasse einen Mitarbeiterrückgang von 25 bis zu 50 Prozent entsprechen kann.“
Aber das ist ein Rückgang, mit dem die erwarteten Installationen nicht umgesetzt werden können. Was da in den nächsten 20 Jahren geleistet werden muss, bezifferte das Wirtschaftsministerium ebenfalls: „80 Prozent der rund 850.000 Wohngebäude in Sachsen werden noch auf Basis von fossilen Energieträgern beheizt, was einen Austausch von jährlich mehr als 30.000 Heizungen bis zur Klimaneutralität 2045 bedeutet.“
Höchste Zeit also für eine Ausbildungsoffensive.
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