Noch leben wir im Autozeitalter. Und gerade wenn Veranstaltungen etwas weiter weg vom Zentrum stattfinden, steht für viele Teilnehmer die Frage: Wie komme ich da hin? Das trifft auch für Sportwettkämpfe zu, für die ja die neue Dreifeld-Sporthalle in Böhlitz-Ehrenberg auch gedacht ist. Aber mit der Sporthalle sind nur 17 Stellplätze geplant. Viel zu wenig, stellte Ortsvorsteher Denis Achtner fest, als er am 21. Mai ans Rednerpult der Ratsversammlung trat. Ein Antrag seines Ortschaftsrates stand auf der Tagesordnung.

„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, zu prüfen, ob und wie auf den Dreifeldhallenbau angrenzenden Flurstücken (z.B. Flurstück 36/10, Gemarkung Böhlitz-Ehrenberg/Gundorf, …) ergänzende Parkflächen für die Dreifeld-Sport-Halle eingerichtet werden können“, lautete der Antrag aus dem Ortschaftsrat Böhlitz-Ehrenberg kurz und bündig.

Auch wenn der Ortschaftsrat in der Begründung des Anliegens etwas ausführlicher wurde. Denn wirkliche Ausweichstellplätze im Nahbereich der Sporthalle gibt es keine.

„Die insgesamt 17 Parkplätze der Dreifeld-Sporthalle Böhlitz-Ehrenberg entsprechen zwar den Mindestanforderungen einer Sporthalle dieser Größe. Allerdings stehen nach Abzug der Behindertenparkplätze und E-Lade-Parkplätze lediglich zehn (10) KFZ-Parkplätze zur Verfügung. Dies dürfte gerade für zwei Mannschaften reichen, die in der Ballsporthalle gegeneinander antreten werden, aber weder für zusätzliches Personal (z.B. Schiedsrichter) etc. reichen. Für die bis zu 500 Besucher stünden keine Parkplätze unmittelbar an der Halle oder im Umfeld zur Verfügung“, schilderte der Ortschaftsrat das Problem.

So trug es auch Denis Achtner in der Ratsversammlung vor, wo für Zustimmung zum Antrag aus Böhlitz-Ehrenberg warb: „Es wurde auch völlig außer Betracht gelassen, dass die Sportlerinnen und Sportler nicht nur mit Handgepäck anreisen. Hier gibt es Sportarten, deren Ausrüstung groß und schwer ist und die sicherlich nicht mit dem Lastenfahrrad durch die Bundesrepublik (Bundesligaspielbetrieb) transportiert werden.“

EDEKA spielt nicht mit

In der Nähe gibt es zwar einen großen EDEKA-Markt, der auch über einen großen Kundenparkplatz verfügt. Aber zumindest dieser Einzelhändler ist für eine weitergehende Nutzung des Parkplatzes nicht wirklich offen, stellte der Ortschaftsrat fest: „Aussagen, es gebe Verhandlungen mit dem Einzelhandelsbetreiber EDEKA bezüglich der Mitnutzung seiner Parkflächen, sind inkorrekt. Diese Verhandlungen wurden schon vor geraumer Zeit seitens EDEKA abschlägig beantwortet.

Somit stellt sich auch die Frage, wo potenzielle Mannschaftsbusse (im höherklassikeren Spielbetrieb reisen oft Fans mit) abgestellt werden können. Das Umfeld der Halle ist dafür denkbar ungeeignet, denn direkt neben der Halle befindet sich die Ausfahrt der am stärksten in Leipzig geforderten Freiwilligen Feuerwehr Böhlitz-Ehrenberg, deren Einfahrt schon heute zum Teil durch Falschparker blockiert wird.

Daher sollte auf dem benannten Flurstück die Möglichkeit geschaffen werden, zumindest etwas Abhilfe für die Parkplatznot im Zusammenhang von Trainings- und Spielbetrieb der Dreifeld-Halle zu schaffen.“

Aus Sicht der Stadt genug Stellplätze

Das Amt für Gebäudemanagement hatte das Anliegen freilich abschlägig beschieden. Aus mehreren Gründen. Unter anderem heißt es in der Stellungnahme des Amtes: „Es wird der Nachweis zum Bedarf an Parkplätzen für die Nutzung der Dreifeld-Sporthalle durch die Anwendung der Stellplatzsatzung erbracht und die vorgeschriebenen Stellplätze sind der Nutzung des Gebäudes entsprechend festgelegt worden.

Eine Erhöhung der Parkplatzkapazitäten ist aus Sicht des Amtes für Umweltschutz nicht notwendig. Eine Prüfung ergänzender Parkflächen in der Umgebung des Neubaus der Dreifeld-Sporthalle wird daher abgelehnt. Die Errichtung einer Mobilitätsstation kann nach Aussage des Mobilitäts- und Tiefbauamtes rein aus funktionalen Gründen (Ausleihstation) fehlende Stellplätze nicht ersetzen und wird daher als mögliche Kompensationsmaßnahme ebenfalls abgelehnt.

In räumlicher Nähe der Sporthalle sind die Haltestellen der Straßenbahnlinie 7 fußläufig erreichbar. Der S-Bahn-Haltepunkt Leutzsch wird mit der Straßenbahnlinie 7 angedient. Im direkten Umfeld der Halle stehen 100 Fahrradabstellplätze zur Verfügung.

Die Errichtung zusätzlicher Stellplätze ist mit Mehrausgaben verbunden, welche einer zusätzlichen Deckung bedürfen. Das im Antrag konkret genannte Flurstück 36/10 der Gemarkung Böhlitz-Ehrenberg ist nicht zur Herstellung von Parkplätzen geeignet.

Aus stadtplanerischer Sicht handelt es sich dabei um eine Wohnbaufläche zur vorrangigen Errichtung von Wohngebäuden. Insofern wäre bei dieser Art der Nutzung von einer gewissen Rücksichtslosigkeit gegenüber den angrenzenden Wohnnutzungen auszugehen, insbesondere weil die Stellplatznutzung nicht durch einen Bedarf aus dem Gebiet heraus erforderlich wird.“

Nun braucht es ein paar Finanzmittel

Da hätte man eigentlich eine deftige Diskussion im Stadtrat erwartet. Denn das Geld zum Bau der Stellplätze ist ja im Haushalt nicht vorgesehen. Aber auch die Schaffung von Stellplätzen auf einem für Wohnungsbau vorgesehenen Grundstück fand keinen Widerspruch.

Eine deutliche Mehrheit des Stadtrates von 43:14 stimmte dem Ansinnen aus dem Ortschaftsrat Böhlitz-Ehrenberg zu, sodass jetzt irgendwie das Geld aufgetrieben werden muss, das Grundstück  für die Stellplätze herzurichten.

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Es gibt 3 Kommentare

Hobbyturniere finden dazu meistens zu Zeiten wie Sonntag 8:00 Uhr an, wo der ÖPNV noch nicht mal wach ist. Mein Sohn hat früher in der F-Jugend Fußball gespielt. Wir hatten mehrere Turniere in der Halle, da waren 8-10 Teams je 7 Spieler mit jeweils Eltern und Trainer. Da kann man sich ausrechnen das noch nicht mal die Fahrradplätze reichen würden. Obwohl eine Mannschaft aus zum Beispiel Zwenkau würde nicht antreten können, die Kinder wären vom Fahrrad fahren schon fertig.

Gut, dass da etwas unternommen wird. Für so eine große Halle sind das definitiv zu wenig Parkplätze. Volleyball: pro Feld mindestens 10 Leute, also 30 in der Halle allein am Spielen. Dazu noch Spielleitung, Catering, oft ein Sportshop-Angebot. Beim Badminton wären es 36 Spieler auf den Feldern, üblicherweise um die 40-50 Teilnehmer insgesamt bei den Hobbyturnieren. Von Zuschauern reden wir da noch gar nicht. Müssen wir auch nicht, gibt ja die Fahrradstellplätze und die Bimmelhaltestelle…

Es ist ein Prüfauftrag. Da man bereits geprüft hatte, ist das Ergebnis auch bereits bekannt.
Es ist übrigens auch unwahrscheinlich, dass zu einem Wettkampf beide Teams einzeln im PKW anreisen. Üblicherweise werden Fahrgemeinschaften gebildet, wenn schon mit Auto angereist wird.

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