Die Leipziger Geburtenzahlen sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Das hat sofortige Folgen für den Bedarf an Kita-Plätzen in Leipzig. Für einige ältere Kindertagesstätten bedeutet das, dass sie endlich saniert werden können. Andere freilich stehen nun zur Schließung an. Und das sorgt bei den betroffenen Eltern natürlich für Aufregung. Mit einer Petition versuchten die Eltern der Kinder aus der Kindertagesstätte „Auenzwerge“ in Böhlitz-Ehrenberg, die Schließung zu verhindern.

Auch der Ortschaftsrat Böhlitz-Ehrenberg sprach sich schon im November für eine „Rücknahme der Schließungsentscheidung und Festhalten am ursprünglichen Restrukturierungskonzept“ aus. Am 31. Dezember endet freilich der Mietvertrag des DRK Kreisverbandes Leipzig-Land, in dessen Trägerschaft sich die alte Villa seit 1993 befindet.

Doch das Amt für Jugend und Familie sieht keine Möglichkeit, die Einrichtung weiter am Netz zu halten. Das gewünschte Restrukturierungskonzept sei hier gar nicht umsetzbar, stellt es in seiner Stellungnahme zur Petition fest: „Das Gebäude des Objektes Auenstraße 10 wurde 1899 als Wohngebäude erbaut. Es handelt sich um eine denkmalgeschützte dreigeschossige Villa mit einem Souterrain, zwei Obergeschossen und einem Dachgeschoss. Da sich das Grundstück im Landschaftsschutzgebiet ‚Leipziger Auwald‘ befindet und das Gebäude wie auch die Außenanlage unter Denkmalschutz stehen, ist eine bauliche Erweiterung oder ein Neubau eines weiteren Gebäudes auf diesem Grundstück nicht möglich.“

Es ist eben auch die Tatsache, dass hier eine ehemalige Villa 1955 zur Kindertagesstätte umfunktioniert wurde, die sie für die modernen Erwartungen an eine Kindertagesstätte ungeeignet macht, so das Amt für Jugend und Schule: „Die Kinder der Kinderkrippe sind im Obergeschoss des Gebäudes untergebracht. Die Gruppenräume der Kindertageseinrichtung befinden sich im Erd- und Obergeschoss. Im Dachgeschoss ist ein Mehrzweckraum eingerichtet.

Alle Nebenräume sind im gesamten Haus verteilt. Das Gebäude verfügt über keinen barrierefreien Zugang und kann ausschließlich über Treppen betreten werden. Es steht lediglich ein Speisenaufzug zur Verfügung. Das Objekt ist stark sanierungsbedürftig und nur bedingt für eine Nutzung als Kindertageseinrichtung geeignet.

Ursprünglich war angedacht, dass die Kinder aus den Kindertageseinrichtungen in der Auenstraße 10–12 und aus der Kantor-Andrä-Straße 14 gleichzeitig in den für den Standort Kantor-Andrä-Straße 14 geplanten Ersatzneubau umziehen. Da sich der Baubeginn aufgrund des Haushalts verschoben hat, musste insbesondere wegen der äußerst schlechten Bausubstanz von dem gemeinsamen Umzug Abstand genommen werden.“

Auch aus baulichen Gründen

Und auch aus anderen Gründen droht dem Haus die Schließung: „Hinzu kommt, dass eine Begehung der Unfallkasse am 10.03.2025 ergab, dass der äußere Fluchtweg unzulässig ist. Insofern der Träger der Einrichtung entsprechende Sicherheitsvorkehrungen trifft, würde die Unfallkasse einen Weiterbetrieb bis zum 31.12.2025 dulden.“

Das Amt für Jugend und Familie habe hierzu viele intensive Gespräche mit dem Träger geführt und entsprechende Möglichkeiten eines gelingenden Übergangs der Kinder und Familien in eine andere Kindertageseinrichtung besprochen. Die Kindertageseinrichtung betreut insgesamt 72 Kinder, davon ca. 60 Prozent aus Böhlitz-Ehrenberg. Der Ortsteil Böhlitz-Ehrenberg verfügt, so stellt das Amt für Jugend und Familie fest, über ausreichend Kapazitäten an Kitaplätzen, um alle Kinder der Einrichtung in der Auenstraße 10–12 mit einem Betreuungsplatz zu versorgen.

Aus Sicht der Stadt kommen also gleich mehrere Gründe zusammen, die eine Schließung der Einrichtung in der Auenstraße zur Folge haben – neben den deutlich gesunkenen Kinderzahlen und dem damit gesunkenen Bedarf im Stadtbezirk eben auch der „schlechte Bauzustand des Gebäudes (verschlissene Gebäudehülle, teilweise unzureichende Elektroinstallation, unzureichender Brandschutz, unzulässiger Rettungsweg, veraltete Ölheizung)“.

Aus Sicht der Stadt wäre „eine Weiterbetreibung der Kita (…) aufgrund des hohen Sanierungsaufwands des Bestandsgebäudes in Verbindung mit den in Altwest in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehenden Kitaplätzen unwirtschaftlich.“ Und so schlägt das Jugenddezernat dem Stadtrat vor, die Petition aus diesen Gründen abzulehnen.

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Es gibt 3 Kommentare

@Christian
PS: Wenn die Brücken eingestürzt sind kommt man auch nicht mehr adäquat nach “Altwest”…

@Christian
Also zunächst wird doch festgestellt, dass 60% der Kinder der Kita Auenzwerge aus Böhlitz-Ehrenberg kommen und dass es in Böhlitz-Ehrenberg ausreichend Plätze gibt, um alle Kinder dieser Kita aufzunehmen. Von daher muss niemand nach Altwest. Eher umgekehrt. Und das funktioniert, wenn die Georg-Schwarz-Brücken saniert werden, wie bisher auch. Denn, siehe Zitat von Leipzig.de: “Der Ersatzneubau der beiden Brückenbauwerke auf der Georg-Schwarz-Straße erfolgt in halbseitiger Bauweise, sodass der Verkehr auf den Bauwerken eingeschränkt aufrechterhalten werden kann.”

Persönlich bin ich nicht betroffen.

Aber: wie kommt man mit Kind und Kegel adäquat nach “Altwest”, wenn die Georg-Schwarz-Brücken saniert werden?

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